Bioenergiedorf – Ein erfolgreiches Modell
Deutschland hat ehrgeizige Ziele für die Entwicklung erneuerbarer Energien gesetzt. In unserer Serie präsentieren wir Projekte, die die praktische Umsetzung der Energiewende fördern. Teil 5 der deutschland.de Serie „Energiewende“.
Jühnde hat eine weltweite Reputation, die bis in die USA und nach Japan reicht. Das Dorf im Bundesland Niedersachsen ist Deutschlands erstes „Bioenergiedorf“ und ein Pilgerort für Fans der Biomasse-Energieerzeugung. Es ist die erste Gemeinde, die ihren gesamten Bedarf an Strom und Wärme aus lokalen erneuerbaren Energiequellen deckt. Mittlerweile hat es viele Nachahmer.
Der Schwerpunkt der grünen Energieversorgung in dem norddeutschen Dorf liegt auf einer Biogasanlage. Sie wird mit Mais, Weizen und Gerste von ehemals brachliegenden Feldern sowie Mist aus einer Tierhaltung betrieben. Nach der Fermentation liefern die Rohstoffe den Treibstoff für einen gasbetriebenen Stromgenerator, der auch die Häuser im Dorf heizt. Hierfür wurde ein Nahwärmenetz errichtet, das seit 2005 in Betrieb ist. Die meisten der 1.000 Einwohner von Jühnde haben ihre früheren Ölheizungen entfernen lassen und erhalten ihre Heizung nun über einen Zugangspunkt im Keller. Zusätzlich kann bei besonders kaltem Wetter eine Holzhackschnitzel-Heizungsanlage gestartet werden.
Die Idee für ein „Bioenergiedorf“ stammt von Wissenschaftlern der Universität Göttingen, und das Projekt wurde mit finanzieller Unterstützung der deutschen Regierung umgesetzt. Das Blockheizkraftwerk wird als Genossenschaft betrieben und erzeugt doppelt so viel Strom wie das Dorf verbraucht. Der Rest wird ins Netz eingespeist. Zudem ist die biomassebasierte Nahwärmeversorgung kostengünstig: Die Kosten für einen durchschnittlichen Haushalt sind um rund 750 Euro pro Jahr gesunken. Eckhart Fangmeier, Vorsitzender der örtlichen Genossenschaft, glaubt: „Im Prinzip kann die Idee für jedes Dorf funktionieren, das genügend Platz für den Anbau von Biomasse hat.“
Tatsächlich haben mittlerweile mehr als 80 Dörfer in Deutschland das Jühnde-Modell übernommen. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, das einen nationalen Wettbewerb für die besten Ideen ins Leben gerufen hat und 2012 erstmals drei Dörfer prämierte, sieht sie als „Pioniere der Energiewende“.