Bioenergie

Bioenergie: Entscheidender Erfolgsfaktor in einer Wendezeit

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 467 Milliarden kWh Energie aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Von dieser Menge entfielen etwa 50 Prozent auf die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen, 43 Prozent auf den Bereich erneuerbare Wärme und 7 Prozent auf biogene Kraftstoffe für den Transport. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 wurden etwa 263,2 Milliarden kWh Strom aus erneuerbaren Energien in das deutsche Netz eingespeist. Unter Berücksichtigung des gesamten Jahres 2022 kann ein Anteil von 21 Prozent des deutschen Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Langfristig wird es möglich sein, die Strom- und Wärmeversorgung Deutschlands vollständig aus erneuerbaren Energien zu decken, ohne Energie zu importieren, d. h. ausschließlich auf der Grundlage der in Deutschland verfügbaren Ressourcen. Allerdings müssen politische Hindernisse überwunden und kontraproduktive Vorschriften beseitigt werden, um dieses Ziel zu erreichen. Deutschland wird daher noch lange Zeit Energie importieren, wobei der Fokus immer auf dem ultimativen Ziel liegen wird, Wärme und Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.

Biogas: Die übersehene Energiequelle

Die Produktion von Strom, Gas und Kraftstoff aus Biomasse begann vor Jahrzehnten. In Zukunft könnte diese Form der Energie jedoch eine viel größere Rolle spielen als bisher.
Bisher hat verarbeitetes Biogas in Form von Biomethan lediglich einen Anteil von 1 Prozent am deutschen Gasmarkt ausgemacht. Mittelfristig könnte dieser Anteil auf etwa 3 Prozent steigen, wie eine kurze Studie des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) in Leipzig und des Wuppertal-Instituts zeigt. Aber auch ohne die Umwandlung in Biomethan kann Biogas zur flexiblen dezentralen Stromerzeugung mit Gasmotoren beitragen. Experten glauben, dass bis zu 46 Prozent des von Gaskraftwerken erzeugten Stroms durch Biogas gedeckt werden könnten. Insgesamt könnte sich der Anteil von Biomethan am deutschen Gasmarkt verdreifachen. Manuel Maciejczyk, Direktor des Deutschen Biogasverbandes, ist sicher, dass durch die Verwendung von Biogas der Gasimport aus Russland mittelfristig um bis zu 30 Prozent und langfristig um bis zu 40 Prozent reduziert werden kann. Dafür müssten möglichst schnell neue Anlagen gebaut und bestehende Kapazitäten ausgebaut werden.

Politische Regulierungen

Die deutsche Bundesregierung sucht nach einem Ausweg aus der Energiekrise. Ziel ist es, eine zuverlässige Energieversorgung ohne russisches Gas zu gewährleisten. Häufig hört man von neuen Gas-Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG), einer Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken oder der weiteren Verbrennung von Kohle. Die umweltfreundliche Energiequelle Biogas wird dabei selten erwähnt. Dies ist bedauerlich, da Biogas großes Potenzial bietet. Angesichts der aktuellen Gaskrise macht es daher Sinn, die Nutzung erneuerbarer Energien zu erhöhen, insbesondere um russisches Erdgas zu ersetzen. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist einer der Wege, dies zu erreichen, die Ausweitung der Biogasproduktion, z. B. durch die Aufhebung der Begrenzung der jährlichen Anlagenleistung. Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie, begrüßte die Aussagen des Bundeswirtschaftsministers als „ermutigendes und positives Signal“, wies aber auch auf zahlreiche Hindernisse bei der Umsetzung hin. Der Deutsche Biogasverband ist der Ansicht, dass zur Beseitigung möglichst vieler Hindernisse die Vorschriften des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und des Bau- und Genehmigungsrechts gelockert werden müssen. Sobald dies geschehen ist, können etwa 20 Prozent zusätzlicher Output im aktuellen Biogasanlagen-Portfolio aktiviert werden, was insgesamt 19 Milliarden kWh Gas oder 7 Milliarden kWh Strom plus Wärme bedeutet, so der Verband.

Gesetzliche Beschränkungen dämpfen die Leistung

Derzeit ist die Stromproduktion aus Biogasanlagen durch die maximale Nennleistung begrenzt, die im Jahr 2014 im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt wurde. Damals hatte die deutsche Bundesregierung unter anderem das Ziel, sicherzustellen, dass mehr Pflanzen für die Lebensmittelproduktion als für die finanziell attraktive Energieerzeugung angebaut werden. Andererseits sollte ein Anreiz für einen flexibleren Betrieb bestehender Anlagen geschaffen werden. Jetzt steckt Deutschland jedoch mitten in einer Energiekrise, und die Biogasbranche möchte, dass diese Beschränkungen gelockert werden.

„Die aktuelle Situation zeigt deutlich, wie dringend Deutschland Biogas benötigt“, sagte Alfons Himmelstoß gegenüber den Wirtschaftsredakteuren von MDR. Himmelstoß ist Geschäftsführer eines Dresdner Unternehmens, das seit 1996 Biogasanlagen produziert. Er sagt: „Damit sich die Branche weiterentwickeln kann, benötigt sie stabile Rahmenbedingungen, nicht neue Diskussionen darüber, ob wir jedes Mal, wenn die Lage sich beruhigt, wirklich Biogas brauchen.“

Auch Manuel Maciejczyk, Direktor des Deutschen Biogasverbandes, sieht großes Potenzial in der Errichtung neuer Biogasanlagen. Er möchte jedoch, dass die Regierung Maßnahmen ergreift, um sicherzustellen, dass die Energieerzeugung aus Biogas weiterhin profitabel bleibt: „In den letzten Jahren ist es zu kompliziert, zeitaufwendig und teuer geworden, Biogasanlagen zu bauen und zu betreiben, dass es sich kaum noch lohnt. In diesem Bereich ist mehr Verhältnismäßigkeit erforderlich.“ Er glaubt, dass Biogas ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Energiewende ist. Und das sehen wir genauso.

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